W 1 - 5

Die so genannte W 1 - 5:

Selbstwähl - Nebenstellenanlage mit einer Amtsleitung, einer Hauptstelle und fünf Nebenstellen

Sie war von den kleinen Wähl - Nebenstellenanlagen die größte Ausführung. Wie bei den Wähl - Nebenstellenanlagen oftmals, so wurde auch hier die Anzahl der anzuschließenden Apparate häufig selbst von Fachleuten falsch interpretiert bzw. falsch verstanden: an die W 1 - 5 wurden nicht fünf Apparate angeschlossen, sondern sechs: ein als Hauptstelle definierter Apparat (normalerweise mit der internen Rufnummer 1) sowie fünf Nebenstellen - Apparate mit den internen Rufnummern 2 bis 6.

NSt Anl W 322,
NSt Anl W 322,
NSt Anl W 322, Typenschild
NSt Anl W 322, innen Gesamtansicht

Hier die Ausführung (Zw) W 322:

Hersteller TE KA DE, Baujahr 1966

Es ist schon eine “dicke” Kiste mit zahlreichen Flachrelais 48, die mit etwa 25 kg Eigengewicht auch manches Altmetallverwerter - Herz (leider) höher schlagen lässt. Die hier abgebildete ehemalige Post - Anlage verfügt über ein bewegtes Leben. Sie war noch bis zum Jahr 2004 in einem alten Bahnhofsgebäude in der Eifel im Einsatz und startet gerade zu ihrem dritten Leben, in einer Industriehalle als “Gehirn” einer internen Nebenstellenanlage.

Ungewöhnlich: Wie man auf den oberen Fotos sieht, ist sie mit einem Signalisierungs - Lampenstreifen ausgerüstet, der ursprünglich mal separat in einem Holzkästchen über der Anlage angebracht war. Dort werden bestimmte Schalt- und auch Fehlerzustände innerhalb der Anlage angezeigt, wie z.B. Sicherungsausfälle, interne Wahl, Amtswahl, welche Nebenstellen gerade aktiv sind usw.

NSt Anl W 322, geschlossen, seitlich

Der große Blechkasten seitlich

Ein großes, schweres Blechteil, welches schon ordentlich in der Wand verankert sein will.

 

NSt Anl W 322, offen, rechtsseitig

Das Innenleben

Ein Überblick über eine Menge Relais und die seinerzeit typische Fernmeldetechnik.

Hier im Blick von der rechten Seite.

 

NSt Anl W 322, offen, linksseitig
NSt Anl W 322, offen, von oben auf Netzteil gesehen
NSt Anl W 322, offen, Relaisrahmen aufgeklappt und Anschlussfeld

Das Innenleben

Hier im Blick von der linken Seite.

 

Das Innenleben

Hier im Blick von oben auf das Netzteil.

 

Das Innenleben

Hier im Blick auf den aufgeklappten Relaisrahmen und das darunter liegende Anschlußfeld.

 

Mit moderner Elektronik lässt sich eine Anlage mit vergleichbaren Funktionen heute in einem ganz normalen Telefonapparat gleich mit unterbringen oder bestenfalls in einem kleinen Wandbeikasten. Dabei nehmen die Anschlußfelder mit ihren Kabelzuleitungen heute mehr Platz in Anspruch, als die Technik selbst. Damals war das anders. Um mit normalen, postüblichen Relais solch eine Anlage zu realisieren, war eben dieser große Material- und Platzaufwand notwendig. Der enorme Aufwand führte natürlich auch dazu, dass derartige Anlagen damals richtig teuer waren, zumal diese Anlagen, gemessen an heutigen Maßstäben, in recht geringen Stückzahlen produziert wurden. Für den gleichen Betrag, den eine solche Anlage nicht als Postanlage, sondern als Kaufanlage kostete, bekam man auch schon locker einen guten Mittelklassewagen im Neuzustand. Die Regel war aber, dass solche Anlagen von der Post gemietet wurden, zu einer entsprechend hohen Monatsgebühr, die allerdings damals auch wirklich das sogenannte Komplett - Sorglos - Paket beinhaltete, dh. wenn eine Störung auftrat, egal ob in dem Zwischenumschalter, an den Apparaten oder den dazwischen liegenden Leitungen, dann wurde das vom Fernmeldedienst der Post kostenlos repariert. Rechnungen gabs nur dann, wenn z.B. festgestellt wurde, dass Fehler durch fahrlässige Behandlung der Anlage entstanden waren (z.B. Blumenwasser in der Anlage, zersprungene Gehäuse von Apparaten z.B. durch Hinfallen desgleichen usw.). Auch steckte in den Postanlagen eine enorme Vorarbeit in der Qualitätssicherung. Beim Fernmeldetechnischen Zentralamt in Darmstadt wurden für jede Anlage, für jeden Apparat extrem strenge Qualitätsrichtlinien erarbeitet, wie sie bei heutigen normalen Telefonapparaten und -anlagen undenkbar wären. Somit relativiert sich der seinerzeit augenscheinlich hohe monatliche Preis wieder. Nicht zuletzt daher funktionieren diese alten Anlagen auch heute nach 40, 50 und noch mehr Jahren noch. Es ist wohl kaum zu erwarten, dass die heutigen Billig - Plastikanlagen nach solch einer Zeit noch brauchbar sein werden. Entweder hat sich bis dahin die Software der Geräte schon verflüchtigt und “verhakt” oder die teils doch minderwertige Restmechanik schon längst die Segel gestreckt. Genau solche Effekte gab es damals bei diesen Postgeräten nicht, da konnte man durchaus sagen, das Qualität eben ihren Preis hat.