GbAnz

Gebührenanzeiger

Eine heute fast vergessene Zusatzgeräteart.

Gebührenanzeiger von TEKADE

links und unten:

Gebührenanzeiger GbAnz 55 V von TeKaDe aus dem Bj. 1956 --- im schwarzen Bakelitgehäuse

Die Gebührenanzeiger waren seinerzeit ein kostenpflichtiges Extra, welches monatlich eine deutlich erhöhte Grundgebühr kostete. Daher waren diese Zusatzgeräte unter “normalen Durchschnittsteilnehmern” nur sehr selten zu finden, also recht wenig verbreitet. Häufiger fand man sie in Betrieben, Gaststätten, Pensionen, Hotels usw., wo vielleicht auch mal Kunden / Gäste das Telefon nutzten und man denen dann die entsprechenden Gebühren hiermit nachweisbar in Rechnung setzen konnte.

Die Gebührenanzeiger wurden über 16 KHz - Impulse von der Vermittlungsstelle gesteuert, die nach Beantragung eines solchen Zählers dort  erst frei geschaltet werden mussten und wo die Zählimpulse dann im 16 KHz - Format mit auf die normale Anschlußleitung (a- und b- Ader) eingespeist wurden. Also einfach einen Gebührenanzeiger installieren nutzte alleine nichts, da die 16 KHz - Impulse nur bei den Teilnehmern frei geschaltet wurden, die das auch bei der Post beantragt hatten und die entsprechende erhöhte monatliche Grundgebühr dafür zahlten.

Gebührenanzeiger von TEKADE, Skala

Die Anzeige erfolgte dabei mit einem uhrähnlichen Meßwerk, dessen großer Zeiger die einzelnen Einheiten aufgelöst bis zu 100 Einheiten schrittweise anzeigte und dessen kleiner Zeiger entsprechend mitlief und dann in 100er - Bereichen die gesammelten Einheiten bis max. 1000 Einheiten anzeigte. Diese Anzeigeart war, was die Gebühren anbetraf, gewissermaßen zeitlos, da keine Geldbeträge angezeigt wurden, sondern stets die Anzahl der vertelefonierten Einheiten. Da sich die Preise für eine einzelne Einheit im Laufe der Jahre ändern konnten, musste man dann immer die Anzahl der angezeigten Einheiten mit dem Preis einer Einheit multiplizieren und wusste, was das (oder die) Gespräch(e) gekostet hat (haben). Nach Beendigung des Gesprächs blieb der Zähler auf dem angesammelten Stand an Gebühreneinheiten stehen, wie eine Uhr die stehen geblieben ist, und sammelte beim nächsten Gespräch ab diesem Standpunkt weiter die Einheiten, die dann in der Anzeige immer weiter aufaddiert wurden. Wollte man den gesamten Zähler wieder auf “0” zurück stellen, dann benötigte man einen der im Bild oben mit abgebildeten Schlüssel den man vorne ins Schloß einstecken und dann damit die Zeiger zurück auf 0 stellen konnte. Zur besseren Markierung der letzten Position (zB. beim Aufaddieren ohne Rückstellung) konnte man den äußeren schwarzen Bakelit - Ring um die Skala verdrehen, womit der hier obere dreieckige dicke Pfeil in der Skala auf die gewünschte (meist letzte) Position gebracht wurde. So konnte man dann ab der letzten Position bequemer die aktuell vertelefonierten Einheiten ablesen, ohne gleich den ganze Zähler auf 0 stellen zu müssen. - Wie man an dem Bild vom Boden sieht, konnte man den Zähler sowohl als Tischgerät (dann stehend auf den 3 Gummifüssen) oder als Wandgerät (dann montiert an der mittleren Eisenschiene) benutzen.

Gebührenanzeiger von TEKADE, Unterseite
Gebührenanzeiger von TEKADE, Firmenzeichen

Die Firma TeKaDe war einer der großen Hersteller von Gebührenanzeigern. Längst nicht alle Hersteller von Fernmeldetechnik befassten sich mit diesen doch etwas speziellen Geräten. Weitere Hersteller von Gebührenanzeigern waren meines Wissens die Firmen Siemens und SEL, sowie später auch T & N, wobei leitztere schon ab etwa 1960 ganz andere Bauformen von Gebührenanzeigern anboten, die damals schon eine digitale Anzeigeform (mit Rollenzählwerken / Zählrelais) hatten.


So sah “Digital” in den 1960iger - Jahren aus - ein relativ seltener digitaler Gebührenanzeiger

Digitaler Gebührenanzeiger anno 1964
Digitaler Gebührenanzeiger anno 1964, Frontansicht
Digitaler Gebührenanzeiger anno 1964, von unten

“Digitaler” Gebührenanzeiger A 2379 aus dem Baujahr 1964, hier vom Hersteller Merk.

Baugleiche Geräte gab es auch von der Firma T & N.

Wer glaubt, dass digitale Anzeigen eine Erfindung der Neuzeit ab etwa 1980 und danach sind, der wird sich hier vielleicht ein wenig wundern. Immerhin Zahlenanzeige ja, wenngleich die Anzeige auch auf rein elektromechanischem Wege zustande kommt. Im Inneren verbergen sich nämlich zwei ganz normale Zählrelais, allerdings in einer kompakten 24 Volt - Ausführung und jedes mit Rückstelltaste (auf 0000 - Stellung). Die Zählrelais werden von einer für damalige Verhältnisse recht raffinierten Elektronik über 2 Leistungstransistoren mit vorgeschalteter Gebührenimpuls - Auswerteelektronik angesteuert. Gezählt wurden, wie bei oben dem Gebührenanzeiger, Gebühreneinheiten (also keine Geldbeträge). Dabei waren die beiden Zählwerke eine relativ einfallsreiche Geschichte, denn man konnte im Inneren die Nutzungsart auf verschiedene Varianten umstellen, so dass entweder zwei separate Anschlüsse mit je einem Zählwerk im Aufkommen an Gebühreneinheiten angezeigt wurden, was also vorwiegend für Betriebe, Büros u.ä. interessant gewesen wäre, wo es auf dichtem Raum mehrere Anschlüsse gab, oder man konnte es auch so konfigurieren, dass z.B. der linke Zähler immer die aktuellen “frisch” hinzukommenden Einheiten zählte und der rechte diese zwar auch zählte, aber sozusagen als Summe, wo sie immer weiter automatisch auf die bereits vorhandenen Einheiten von früheren Gesprächen addiert wurden, solange man den kleinen grauen Rückstellknopf nicht betätigte, während man am linken Zähler z.B. nach jedem Gespräch oder einer selbst gewählten Zeitspanne den Rückstellknopf drückte, um immer nur die aktuell hinzu kommenden Einheiten angezeigt zu bekommen. Viele nutzten es zB. so, dass sie im rechten Zählwerk auf diese Weise die gesammelten Einheiten des ganzen Monats anzeigen ließen und im linken immer die eines Tages oder eines einzelnen Gesprächs. Der Vorteil dieser Geräte war ihre Vielseitigkeit und auch ihr kompaktes Format. Sie hatten aber auch einen Nachteil, denn zur einwandfreien Funktion benötigten sie noch zusätzlich ein kleines 24 Volt - Netzgerät oder Zusatzspeisegerät (siehe Netzteile), welches dann separat als kleiner Wandkasten vor Ort hing. Es soll allerdings auch Ausführungen gegeben haben, die dieses Netzteil nicht benötigten, wo die notwendige Energie aus der

a/b - Ader - Spannung abgezweigt und in einem kleinen Akku zwischengespeichert wurde, um sie dann beim Zählen (wo etwas mehr Strom benötigt wurde, als die Amtsleitung hergab) dort zu entnehmen. Ein weiterer Nachteil dieser Bauform war wohl, dass die Zählrelais nach vielen Jahren des Einsatzes relativ häufig Verschleißmängel aufwiesen, wo dann meistens Stellenüberträge zwischen den einzelnen Rollendekaden nicht mehr richtig funktionierten oder die kleine Rückstelltaste ihren Dienst versagte.

Diese Geräte gab es meines Wissens nur von den beiden Herstellern Merk und T & N, wobei der Löwenanteil wohl bei denen von T & N lag.

Weitere Bauarten von Gebührenanzeigern folgen demnächst.