RSM

Ruf- und Signalmaschinen (RSM)

 

RSM - Lorenz, Vorderseite
RSM - Lorenz, Rückseite
RSM - Lorenz, Vorderseite ohne Schutzkappe
RSM - Lorenz, Rückseite ohne Schutzkappe
RSM - Lorenz, Typenschild

Große Ruf- und Signalmaschine (15 VA - Ausführung) der Marke Lorenz (Vorgängerfirma von SEL = Standard Elektrik Lorenz, noch später als ITT - Deutschland bekannt). Baujahr dieser RSM ist 1953.

Diese RSM ist eine große 60 - Volt - Ausführung, wie sie u.a. in Vermittlungsstellen zum Einsatz kam.

Die RSM war für damalige Begriffe ein wenig die “eierlegende Wollmilchsau” unter den technischen Einrichtungen, weil sie gleich zahlreiche Aufgaben in einem erfüllte.

Sie erzeugte aus 60 Volt - Gleichspannung im Generatorprinzip eine 25 Hz - Wechselspannung (je nach Ausführung und Einstellung zwischen etwa 60 und 90 Volt im unbelasteten Zustand), die zur Rufstromversorgung der Telefonanschlüsse (“Klingelstrom”) benötigt wurde.

Weiterhin erzeugte sie (meist im Tonradprinzip) auf einer oder mehreren (hier zwei eigenständigen) fest stehenden Wicklungen die Hörton - Wechselspannung mit 450 Hz bzw. später wurden 425 Hz zum Standard, weil es unter ungünstigen Umständen bei 450 Hz zu Interferenzen mit der 50 Hz - Netzspannung bzw. mit 50 Hz - Brummspannungen kommen konnte, was bei 425 Hz nicht mehr der Fall war.

Die hier vorliegende RSM ist noch die alte Ausführung mit (2x) 450 Hz - Hörtonfrequenz.

Da man die so ohnehin vorhandene Drehkraft des mit konstanter Drehzahl laufenden Motorteils schon mal hatte, war es naheliegend, damit gleich auch die in der Vermittlungstechnik benötigten Zeitintervalle per entsprechenden Nockenscheiben mit Kontaktbestückungen zu erzeugen, die über ein passend abgestimmtes Reduktionsgetriebe vom präzise laufenden Motor mit angetrieben wurde. Darunter vor allem auch die Kontakte, die die Impulsfolgen der Hörtöne (“Tüt-tüt-tüt”) bestimmten. Aber auch die Impulsfolgen für verschiedenste elektrische Schaltaufgaben in der Vermittlungsstelle wurden daraus mit exakten Zeitintervallen (Taktgeber) erzeugt bzw. abgeleitet.

Die RSM war in den Vermittlungsstellen, neben der Stromversorgung, so ziemlich die wichtigste Baugruppe überhaupt, ohne sie lief gar nichts (kein Rufstrom = kein klingelndes Telefon mehr, keine Hörtöne = beim Abheben hört man ausser Knistern nichts mehr, keine Impulsfolgen für die wichtigen Schaltaufgaben = die ganze Vermittlungsstelle funktioniert nicht, also ohne sie lief gar nichts mehr). Deswegen waren mindestens zwei RSM’s in jeder Vermittlungsstelle in einem Rahmen eingebaut, wo eine quasi immer auf Bereitschaft stand und automatisch anlief, wenn es an der ersten Probleme gab. In größeren Vermittlungsstellen waren entsprechend dem Bedarf und der Schaltungsart auch deutlich mehr als zwei RSM’s vorhanden. Es gab diese großen RSM in verschiedenen Leistungsstufen, wobei sich deren Bezeichnung an der maximalen Leistung des 25 Hz - Rufstromausgangs fest machte.

Das Typenschild dieser RSM hier zeigt:

Betriebsspannung: 60 Volt / Betr. strom: 1 Ampere; Drehzahl 1.500 U/min

Generatorausgang Rufstrom: 25 Hz, 60 Volt, max. 15 VA (Watt)

zwei eigenständige Hörtonfrequenzausgangswicklungen mit je: 450 Hz, 5 Volt, max. 0,5 VA (Watt)

RSM - Lorenz, Gesamt - Draufsicht
RSM - Lorenz, erster Nockenradsatz mit Kontakten
RSM - Lorenz, Kollektor Gleichstromzuführungsseite
RSM - Lorenz, 25 Hz - Wechselstrom - Ausgangs - Schleifringe
RSM - Lorenz, zweiter Nockenradsatz mit Kontakten

oben links noch eine Gesamt - Draufsicht / zu den vier kleineren Bildern oben:

ganz links der Gleichstrom - Kollektor, wo sozusagen der Motorteil der RSM mit 60 Volt Gleichspannung versorgt wird

zweites Bild links: das Schleifringpaar, an dem die 25 Hz - Rufstrom abgegeben werden, sozusagen der Generatorausgang

die beiden rechten Bilder (übereinander) zeigen die Nockenradsätze 1 und 2 mit den zugehörigen Kontaktsätzen. Auf dem vorderen äusseren Kontaktsatzhalter wäre noch Platz frei für Erweiterungen um vier Kontaktsätze. An den Montagestangen der Kontaktsätze sieht man hier auch sehr deutlich, dass die RSM leider längere Zeit unter sehr ungünstigen, feuchten Bedingungen gelagert war, da sich dort schon Rostpunkte bilden. Oben auf dem Getriebegehäuse erkennt man die Einfüllöffnung für das Getriebeöl / Fett, welches in regelmässigen Abständen gewechselt werden musste.

RSM - Lorenz, Öl - / Fettanweisungen
RSM - Lorenz, Anweisungsaufkleber zur Fettsorte

zu den beiden kleineren Bildern oben:

Sehr wichtig war bei regelmässigen Wartungen die Verwendung von ganz bestimmten, vorgegebenen Sorten von Fetten / Ölen für Getriebe und sonstige Schmierstellen.

Die RSM dieser Bauart ist zugleich ein sogenannter Einanker - Umformer. Bei einem “normalen” Umformer ist ja ein separater Elektromotor, der über eine Achse, einen Keilriemen oder Zahnräder einen wiederrum separaten Generator antreibt, der aus dieser Kraft eben die gewünschte Spannungsart erzeugt. Diesen mechanischen Umweg hat man sich beim Einanker - Umformer gespart, indem man auf ein und den selben Anker / Rotor sowohl die Motorwicklung, als wie auch die davon elektrisch getrennte Generatorwicklung aufgebracht hat. Das spart Platz und Verluste, die durch alle mechanischen Übertragungsarten entstehen würden, also der Wirkungsgrad ist auch höher.

Die hier vorliegende RSM funktioniert zwar im Wesentlichen noch, ist aber dennoch in einem recht mitgenommenen Zustand. Ungünstige Lagerbedingungen in der Vergangenheit sorgten an einigen Stellen schon für beginnenden Rostbefall an den Montagestangen für die Kontaktsätze, den Eisendruckplatten der Kontaktpakete sowie an diversen Schrauben. Diese Mängel dürften sich aber noch beheben lassen.


Kleine Ruf- und Signalmaschine von FERNSIG für mittlere Nebenstellenanlagen

Kleine RSM, Vorderseite
Kleine RSM, Rückseite
Kleine RSM, von oben
Kleine RSM, Typenschild
Kleine RSM, innen Detail Tongenerator und Synchronmotor
Kleine RSM, innen Detail Tongenerator und Synchronmotor
Kleine RSM, Synchronmotor von hinten
Kleine RSM, Nockenbank mit den Kontakten
Kleine RSM, Nockenbank mit den Kontakten von oben gesehen
Kleine RSM, Nockenbank Rückseite
Kleine RSM, Schleifringkontaktsatz
Kleine RSM, Ansicht von hinten mit ausgebauter Platine
Kleine RSM, von unten, doppelte Messerkontaktleiste
Kleine RSM, von oben betrachtet
Kleine RSM, schräge Draufsicht
Kleine RSM, Gehäuseteile
Kleine RSM, Gehäusebeschriftung Fernsig

Kleine Ruf- und Signalmaschine des Herstellers Fernsig aus Essen aus dem Baujahr 1965.

Diese Bauweise war in erster Linie für Nebenstellenanlagen mittlerer Größe sowie für Sonderzwecke gedacht.

Genau betrachtet ist es eher nur eine Signalmaschine, da sie keine Rufwechselspannung erzeugt. Sie erzeugt auf elektronischem Weg die sinusförmige 425 Hz - Hörton - Spannung sowie per Nockenkontakten und Schleifringkontakten die erforderlichen Signal- und Zeittaktimpulse für die verschiedensten Aufgaben innerhalb der Anlage. Bei den Anlagen, in denen diese Art von RSM verwendet wurden, war es nicht mehr erforderlich, die Rufwechselspannung (60 Volt / 25 Hz) zu erzeugen, da diese in Form von 60 Volt und 50 Hz mit aus einer gesonderten Wicklung des Netztrafos / Transduktors (je nach Bauweise des Netzteils) gewonnen wurde. Das brachte den Vorteil des geringeren Wartungsaufwandes, des deutlich kleineren Platzbedarfs und des erheblich niedrigeren Energieverbrauchs. Da in dieser Klein - RSM nur noch ein sehr sparsamer Synchron - Wechselstrommotor vorhanden war, der das kleine Untersetzungsgetriebe für die Nockenräder der Signalkontakte antrieb, war der hierzu nötige Energieaufwand um mehr als 90 % niedriger, als bei “echten” RSM’s, die noch mit der großen Ankerwicklung im Einanker - Umformerprinzip die Rufspannung erzeugen mussten. Der kleine Synchronmotor wurde von der 60 Volt  / 50 Hz - Rufspannung aus dem Netzteil mit der notwendigen Energie versorgt, während die Elektronik zur Erzeugung der 425 Hz - Hörtonfrequenz aus dem 24 Volt - Gleichspannungsausgang des Netzteils versorgt wurde. Eine Besonderheit speziell dieser hier vorliegenden Ausführung ist, dass sie wahlweise auch mit 48 Volt Gleichsspannung für den Tonerzeuger betrieben werden kann und das ohne irgendwelche Umstellungen, da der Tongenerator über eine interne eigene, reichlich dimensionierte Spannungsstabilisierung verfügt.

Von dieser kompakten Klein - RSM gab es auch mit den gleichen geringen Abmessungen verschiedene Sorten von Vorgängertypen, die nach dem alten Einanker - Umformerprinzip arbeiteten, also ähnlich wie oben die große RSM, nur mit deutlich geringerer Rufstromleistung (je nach Typ zwischen 1 und 5 VA). Diese älteren Bauweisen hatten natürlich noch einen höheren Wartungsaufwand, da dort regelmässig die Kohlen vom Kollektor und den Ausgangs - Schleifringen geprüft / gewechselt werden mussten, was hier bei der  abgebildeten Ausführung bereits völlig entfiel.

Auf dem Detailfoto sieht man übrigens teils einen “alten Bekannten” wieder, nämlich den elektronischen 425 Hz - Hörtongenerator (die hochkant eingebaute Platine), der in gleicher Bauweise in der Nebenstellenanlage W 1-5 als Nachrüstteil vorhanden ist. Auf der rechten Seite sieht man sehr schön den platzsparenden Synchronmotor vor dem flach gebauten grauen Getriebegehäuse der Nockenwelle.

Die gleiche Baugruppenansicht wie im Bild zuvor, nur von der anderen Geräteseite aus gesehen.

kleines Foto rechts:

Die 425 - Hz - Hörtongenerator- Platine von der Rückseite gesehen.

Kleine RSM, innen Detail Tongenerator

Hier ein genauerer Blick auf den kompakten Synchronmotor, der über ein Getriebe die Nockenwelle antreibt. Gut zu erkennen, dass es eine Ausführung für 60 Volt ist, die also mit der Ruf - Wechselspannung aus dem Netzteil betrieben wird.

Die Nockenwelle mit den Nockenrädern und ihren Konatksätzen. Neben diversen Zeitintervallen für Schaltaufgaben innerhalb der Anlage, erzeugen diese Kontakte auch die Morseintervalle der Hörtöne, wie das spezielle Nebenstellen - Freizeichen, Rufzeichen, Besetztzeichten.

Nochmals die Nockenwelle mit den Nockenrädern und ihren Konatksätzen, hier mehr als Draufsicht. In ihrem Gesamtaufbau sind die Nockenradsätze nebst Kontakten hier deutlich kompakter ausgeführt, als bei den großen Ruf- und Signalmaschinen (siehe ganz oben).

Die Nockenwelle mit den Nockenrädern von der Rückseite betrachtet. Gewisse Verschleißspuren sind zu erkennen, aber alles ist noch im brauchbaren Bereich.

Der vordere Schleifring - Kontaktsatz, der für fortlaufendes Schalten für versch. Schalt- und Steuerzwecke benötigt wurde. An diesem Teil ist eindeutiger Verschleiß auszumachen, auch hat sich eine alte Fettschmierung unschön mit Kontaktabrieb und sonstigem Dreck zu einer verharzten, pastösen, gelblichen Masse vereinigt. Hier ist vor einem erneuten Einsatz etwas Handlungsbedarf. Dazu wäre zu erwähnen, dass in den mittleren Nebenstellenanlagen diese kleinen Ruf- und Signalmaschinen im Normalfall nur bei Bedarf anliefen, also nicht, wie meistens in den Vermittlungsstellen, ständig permanent Jahr ein Jahr aus weiter liefen. Wenn innerhalb der Anlage eine etwas längere Zeit mal keiner telefonierte (ich meine mich zu erinnern diese Zeitspanne lag bei ungefähr 15 bis 20 Sekunden), dann wurde die RSM abgeschaltet. Das führte übers Jahr gerechnet doch zu deutlich weniger Betriebsstunden und weniger Verschleiß, zumal diese Klein - RSM nicht so extrem verschleißbeständig waren, wie die großen Maschinen. Außerdem liefen diese kleinen Maschinen quasi verzögerungsfrei an, weil es keine nennenswerten Massen gab, die bewegt werden mussten. Die hier vorliegende RSM stammt aus einer Anlage, in der die genannte Abschaltung defekt war, wo sie geschätzt etwa 2 Jahre nonstop durchgelaufen war, bevor das auffiel, daher entstanden auch die starken Verschleißspuren an dem vorderen Schleifringkontaktsatz.

 

Hier noch mal ein Blick von der Rückseite her auf die RSM mit ausgebautem 425 Hz - Hörton - Generator. Die Generatorplatine ließ sich einfach nach oben heraus ziehen, wenn das Plexiglas - Gehäuse ab montiert war. Ebenso konnte man die separate Signalmaschinen - Einheit mit Motor, Getriebe, Nockenwelle und Kontakten nach oben heraus ziehen, damit man ggf. für Wartungs- und Reparaturarbeiten besser an die unten liegenden Bereiche gelangte.

Die Unterseite mit den beiden Messerkontaktleisten. Die RSM wurde einfach wie ein großer Stecker in den dafür vorgesehenen Einsteckplatz in der Anlage eingesteckt und mit einer einzelnen Schraube vor dem Führungsdorn fest gezogen.

Die RSM im geöffneten Zustand von oben betrachtet. Ganz am rechten Rand erkennt man die rot umrandete Befestigungsschraube.

Noch mal ein schräger Blick auf das geöffnete “Ganze” zur besseren Übersicht.

Die abgenommenen Gehäuseteile aus Plexiglas, die vor allem einen guten Schutz vor Staub bewirkten. Nach einer gewissen Alterung neigten diese Kunststoffteile manchmal dazu, besonders an den Kanten auszubrechen, was bei diesem Exemplar jedoch noch nicht der Fall ist.

Der ins Kunststoffmaterial eingegossene Firmenschriftzug von FERNSIG aus Essen.

Weitere Infos zu anderen RSM - Typen folgen später.